In diesem Artikel

Unternehmen skalieren ist eine Kunst – während 9 von 10 Start-ups und sogar noch mehr Innovationen im Konzern scheitern, schaffen es Einzelne, Ideen stark zu skalieren und ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu etablieren. Dabei brauchen wir Innovation, um nachhaltig zu wirtschaften. Die Komplexität steigt, Fachkräfte sind knapp, und selbst große Beratungshäuser können nicht immer gewährleisten, dass sie sich kontinuierlich neu erfinden können. Neue Wettbewerber:innen und innovative Geschäftsmodelle setzen etablierte Unternehmen unter Druck. Ein gut durchdachtes Vorgehensmodell kann hierbei Abhilfe schaffen und dabei helfen, die unterschiedlichen Phasen der Skalierung und Innovation besser zu meistern. In diesem Artikel beleuchten wir, warum ein solches Modell essenziell ist und wie es Unternehmen dabei unterstützen kann, nachhaltig zu wachsen.

Was bedeutet es, Unternehmen zu skalieren?

Skalierung bezieht sich auf die Anpassung oder Veränderung der Größe, Kapazität oder Leistungsfähigkeit eines Systems, Produkts oder Prozesses. Im Geschäftsbereich bedeutet Skalierung das Wachstum eines Unternehmens, ohne dabei die operativen Kosten in gleichem Maße zu erhöhen. Ein skalierbares Unternehmen kann seine Einnahmen erhöhen, indem es mehr Produkte oder Dienstleistungen verkauft, ohne proportional höhere Kosten zu verursachen. Dies kann durch Automatisierung, effizientere Prozesse oder die Nutzung von Technologien erreicht werden. Hierbei kann ein Vorgehensmodell zur erfolgreichen Skalierung deines Unternehmens hilfreich sein. 

Was ist ein Vorgehensmodell, um Unternehmen zu skalieren?

Ein Vorgehensmodell, um Unternehmen zu skalieren, bietet einen strukturierten Ansatz, um das Wachstum und die Expansion eines Unternehmens effektiv zu managen. Es umfasst verschiedene Schritte und Strategien, die darauf abzielen, das Unternehmen auf eine nachhaltige Weise zu vergrößern, ohne dabei die Effizienz oder die Qualität der Produkte und Dienstleistungen zu beeinträchtigen.

Warum braucht es ein Vorgehensmodell, um Unternehmen zu skalieren?

Das theoretische Wissen über den Markt und das eigene Unternehmen reicht nicht aus, um alle Herausforderungen zu meistern, die beim Skalieren eines Unternehmens auftreten. Mit einer geringen Verfügbarkeit von Fachkräften und einer hohen Komplexität erreichen wir immer wieder Grenzen, an denen wir wachsen und Hürden überwinden. Auch eine hohe Professionalität, zum Beispiel in großen Beratungshäusern, ist kein Garant für die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden. Neue Player bedrohen das Bestandsgeschäft und neue Geschäftsmodelle finden intern nicht den Anklang und die Unterstützung, die es für eine Etablierung braucht. Sir Tony Hoare, popularisiert durch Donald Knuth, wies darauf hin, dass eine vorzeitige Professionalität in Projekten eine Ursache für das Scheitern darstellen kann.

Abbildung 1 Geoffrey Moore, Zone to Win

Unternehmensaufbau oder die Entwicklung neuer Ideen geschehen immer in Zonen, die sich stark unterschieden. Ein Vorgehensmodell erlaubt es uns, die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Zonen in der Skalierung und Innovation besser zu verstehen. Während frühe Phasen der Ideation in der Inkubationszone viel kreative Freiheit bedarf, brauchen intensive Skalierungsphasen in der Inkubation eine hohe Professionalität, Fokus und ein eingespieltes Team. Erreicht eine Idee Wirtschaftlichkeit, befinden wir uns in der Performance- oder Produktivitätszone und müssen Kosten senken und Effizienz steigern. Ein fehlendes Verständnis dieser Zonen und Bedürfnisse führt häufig zum Scheitern oder zu erhöhter Last in der jeweiligen Phase. Andere Vorgehensmodelle wie FLEAT der Haufe Group gehen auf diese Phasen ein. Die detaillierte Analyse der Bedürfnisse und die richtigen Werkzeuge, um als Start-up oder als Bestandsunternehmen souverän durch diese Phasen zu manövrieren, führen zu immer neuen Geschäftsmodellen und einer Nachhaltigkeit über einzelne Markttrends hinweg. 

Unternehmen mit dem Innovation- und Transformation-Framework skalieren

Abbildung 2 Camsol Innovation and Transformation Framework

Orientiert an Geoffrey Moore und dem FLEAT Modell, habe ich in meinen Projekten zusammen mit Camsol ein Modell entwickelt, um die technischen, wirtschaftlichen und psychologischen Aspekte zu beleuchten, die beim Skalieren deines Unternehmens wichtig sind. Während die Spalten die unterschiedlichen Phasen darstellen, spiegeln die Zeilen die jeweiligen Dimensionen einer erfolgreichen Skalierung wider. Strategische Dimensionen werden mit grün, ökonomische mit lila, operative mit orange und Tech-Team-orientierte mit blau dargestellt. Während man Anfangs strategisch noch in der Findung ist und erstmal einen Wert schaffen muss, um diesen am Markt zu erproben, benötigen die mittleren Phasen eine sehr hohe Kund:innenorientierung, um nicht am Markt vorbei zu entwickeln. In der späten „Earn“ Phase braucht es eine hohe Effizienz, um entsprechend die Gewinne zu maximieren und im Wettbewerb zu bestehen. Grundsätzlich benötigen Projekte Ressourcen und Kapital, um neue Geschäftsmodelle zu etablieren. Eine häufige Strategie sind Investments und der Verkauf von Anteilen, um das Wachstum zu garantieren. Während man am Anfang einen relativ kleinen Wert verwaltet, verliert man im Rahmen der Investment Rounds Anteile, besitzt dafür aber ein kleineres Stück eines größeren Kuchens. Das Ziel ist es, ein nachhaltiges Bestandsgeschäft oder einen Exit zu erreichen. Auch wenn die Ideenfindung intensiv sein kann, braucht es viel Inspiration aus dem Tagesgeschäft, Freiräume und einen kleinen Kreis von Gestalter:innen. Besonders im Hinblick zur Skalierung unerlässlich, da so sichergestellt werden kann, dass die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stehen, um schnell die notwendige Maturität zu erreichen. In den Tech Teams braucht es in der Findungsphase Fokus und wenige Parteien, die diesen Fokus rauben. Hier setzt man auf agile Tools und Rapid Prototyping. Während initial gute Pitch Deck Lösungen ausreichen, begleiten uns in den frühen Phasen Figma, Framer oder andere Anwendungen zur schnellen Umsetzung. Um Unternehmen zu skalieren, braucht es Belastbarkeit, weswegen hier Microservice-Architekturen oder Serverless Functions ein schnelles Kund:innenwachstum garantieren. Zuletzt helfen Hyperscaler in der wirtschaftlichen und nachhaltigen Skalierung, begleitet von einer starken Softwarearchitektur.

Herausforderungen in der Skalierung von Unternehmen

Auf der Skalierungsreise lernt jedes Team kontinuierlich dazu. Der Markt stellt uns vor neue Herausforderungen, die innovative Lösungen erfordern. Gerd Niehage beschreibt in seiner Dissertation die Herausforderungen und Lösungen zur Transformation im deutschen Mittelstand. Um neue Entwicklungsphasen zu erreichen, benötigen wir neue Werkzeuge und müssen uns den Gegebenheiten anpassen. Wie von HAN und Tse beschrieben, folgen diese Entwicklungsphasen S-Kurven, wobei wir die Chance haben, eine neue Maturitätsebene zu erreichen.

Das Modell des "Jumping the S-Curve" stellt dabei dar, wie Unternehmen in ihrer Entwicklung voranschreiten können. Die Kurven repräsentieren die Wachstumsphasen eines Unternehmens. Es gibt drei Möglichkeiten des "Springens": Erfolgreich eine neue Wachstumsphase erreichen, den Sprung nicht wagen oder den Sprung versuchen, aber scheitern.

Abbildung 3 Jumping the S-Curve, (HAN 2019) adopted from (Tse 2015)

Die Fähigkeit, diese Sprünge erfolgreich zu meistern, hängt von der Überwindung sogenannter "Capability Gaps" ab. Diese Lücken in den Fähigkeiten eines Unternehmens können durch externe Unterstützung oder durch interne Weiterentwicklung geschlossen werden.

Für Unternehmer:innen und Führungskräfte, die Start-ups oder Projekte langfristig begleiten, stellt dies eine besondere Herausforderung dar. Transformational Leaders müssen sich den neuen Gegebenheiten anpassen, sich selbst reflektieren und kontinuierlich lernen, um erfolgreich durch diese Phasen zu navigieren und nachhaltiges Wachstum zu gewährleisten.

📌 Fazit: Die Kontrolle behalten und schrittweise wachsen

Ein tieferes Verständnis über die Mechanik der Skalierung liefert uns die Grundlage, angemessen zu agieren. Es bietet dir Klarheit über Ursachen, warum Skalierung häufig herausfordernd ist und wie du dich verhalten und steuern kannst, um Herausforderungen im Team, in der Wirtschaftlichkeit oder in der Technik zu überwinden. Durch die Nutzung dieses Frameworks entsteht gegenseitiges Verständnis und eine starke und souveräne Führung, die es deinen Entwickler:innen und Mitarbeiter:innen ermöglicht, gemeinsam Hürden zu überwinden und zu wachsen. Falls du tiefer in das Thema einsteigen möchtest, vielleicht selbst vor Herausforderungen stehst oder Unterstützung suchst bei der erfolgreichen Umsetzung deines Projekts, kannst du mich gerne kontaktieren.